Schon gelesen…?

Hier einige Kurzvorstellungen von Büchern, auf die ich beim Stöbern in unserer Bücherei - online wie offline - aufmerksam geworden bin und die seit ein paar Monaten in unseren Regalen zu finden sind. Ist auch etwas für Euch dabei?

Felix Kucher - Kamnik

Kucher, Felix: Kamnik

Dies ist die faszinierende Geschichte eines Auswanderers, der sich in den 1920er-Jahren entschließt, seine Heimat im slowenischsprachigen Teil Kärntens zu verlassen. Mit wenig mehr im Gepäck als einem Spanisch-Wörterbuch macht sich Anton auf den Weg nach Argentinien. Die harte Realität der Auswanderer vom Hamburger Hafen über die ersten, verlorenen Schritten in Buenos Aires bis zum “Angekommensein” als Argentinier ist glaubwürdig und eindrucksvoll nacherzählt.

Der in Österreich zurückbleibende Teil der Familie gerät währenddessen unter die Herrschaft der Nationalsozialisten. Werden die beiden Handlungsstränge am Ende aufeinander treffen..?

Sehr lesenswert.

Robert Harris - München

Harris, Robert: München

Das Münchener Abkommen von 1938 und die Appeasement-Politik der Westmächte stehen in keinem guten Ruf. Der zweite Weltkrieg wurde noch einmal verhindert, doch um welchen Preis?

Robert Harris erzählt die Geschichte neu - aus Sicht des (fiktiven) britischen Diplomaten Hugh Legat, der im Umkreis von Premierminister Chamberlain tätig ist. Im Vorfeld der Münchener Konferenz sucht ein deutscher Freund aus Studientagen Kontakt zu Legat… was treibt ihn an?

Die Romanhandlung wirkte auf mich nicht so stark wie die Schilderung der historischen Ereignisse, die sie begleitet. Doch insgesamt ergibt sich ein spannender Einblick in die damalige Zeit am Rande des Krieges. Wie vom Autor sicher beabsichtigt, wachsen beim Lesen Respekt und Verständnis für das Handeln Chamberlains.

Gut!

Dörte Hansen - Mittagsstunde

Hansen, Dörte: Mittagsstunde

Dörte Hansens erster Roman “Altes Land” ist sicher vielen bekannt - er hatte es 2015 auf Anhieb auf die Beststellerliste geschafft. Wem “Altes Land” gefallen hat, der sollte auch “Mittagsstunde” lesen.

Auch dieser Roman handelt von einer auf Land ansässigen Familie und ihrer Geschichte von der Nachkriegszeit bis heute. Das Dorf in Schleswig-Holstein in einem öde anmutenden Landstrich mit rauhem Küstenwetter ist nicht für jeden der Bewohner auf die Dauer der richtige Ort…

Äußerlich hinterlässt über die Jahrzehnte hinweg der jeweilige Zeitgeist seine Spuren - die Flurbereinigung kommt, die Durchgangsstraße wird zur Rennstrecke ausgebaut, und in diesen Tagen wird die Landschaft durch den Bau der Windkraftanlagen zum Industriepark. Das Dorf scheint nicht mehr das alte zu sein - doch da sind diese unausgesprochenen Geheimnisse, von denen (abgesehen von ein paar aus unerfindlichen Gründen Zugezogenen) jeder weiß, über die aber niemand spricht…

Ein echter Lesegenuss - für mich dieses Jahr die Nummer eins!

Cixin Liu - Jenseits der Zeit

Liu, Cixin: Jenseits der Zeit

Science-Fiction-Fans konnten sich dieses Jahr über den sehnlichst erwarteten dritten Teil der “Trisolaris”-Trilogie des Chinesen Cixin Liu freuen (auch die beiden ersten Teile - Die drei Sonnen und Der dunkle Wald gibt’s bei uns).

Die Phantasie des Autors scheint unerschöpflich. Der Leser taucht ein in phantastische Szenarien der Zukunft der Menschheit die einst (im 21. Jahrhundert) das erste Signal einer außerirdischen Zivilisation empfing. Seitdem sind mehrere Jahrhunderte vergangen, in denen sich Zeitalter des Zusammenbruchs abwechselten mit solchen, in denen die Menschheit sich der Situation anpasste und zu neuer Hoffnung fand.

Wer nach dem zweiten Teil meinte, dass es nicht mehr düsterer werden konnte, wird hier wieder einmal eines besseren belehrt…

Von der “Science” in der Science Fiction ist in manchen allzu spekulativen Abschnitten nicht mehr viel zu entdecken, doch wer darüber hinwegsehen kann, wird die 989 Seiten verschlingen, ohne dass eine Verlängerung der Ausleihfrist notwendig werden wird.

Für Leser, denen es beim ersten und zweiten Teil schon so ging, ist der dritte Teil ohnehin ein Muss!

Bewertung: